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© / Quelle: friesensport.de-Redaktion / 06.12.2009

Europameisterschaft 2008

Nachbetrachtung durch den VSHB

Gewagter Vergleich

von gerold meischen

Oldenburg. Die Europameisterschaften in Cork/Irland im Mai 2008 sind längst Geschichte. Die Sieger und Medaillengewinner sind ermittelt, gekürt und in Siegerlisten für die Ewigkeit festgehalten. Der Kelch der Titel und Medaillen strich wohlwollend über alle Verbände. Der gastgebende Bol Chumann und der FKV teilten sich den Löwenanteil der Medaillen, Ute Uhrbrook vom holsteinischen VSHB fuhr ihren vierten Standkampftitel ein, Silke Tulk vom niederländischen NKB war der aufgehende Stern der (Jugend-) Europameisterschaft und mit den Jugendtiteln auf der Straße und im Feld sowie Standkampf-Bronze würdige Nachfolgerin von Christina Damken vom FKV, die 2004 in Westerstede (FKV) die Jugendtitelkämpfe dominierte. Für die irischen Gastgeber standen die Entscheidungen mit der irischen Eisenkugel im Vordergrund, war man doch vordergründig gerade in der Männerkonkurrenz um Wiedergutmachung bemüht. Tief saß der Stachel der harschen Niederlage bei der EM 2004 auf FKV-Terrain in Westerstede. Als Damoklesschwert über dem Straßenkampf der Männer schwebte zusätzlich noch die irische Heimniederlage gegen den FKV bei der EM 1992 in Cork. Die Wiedergutmachung gelang eindrucksvoll. Die ersten neun Plätze belegten Starter vom gastgebenden Bol Chumann. Der zehnte Rang ging an den Holländer Bastiaan Zwiers, bevor auf dem elften Rang der erste FKVer im Ergebnisbericht auftauchte. Schadenfreude und Fingerzeige waren nicht von der Hand zu weisen, sind aber mittlerweile ebenso Geschichte. Als FKVer wischt man mit dem berühmten Schwamm drüber und gut ist. Die Rechnung folgt in vier Jahren. Soweit so gut.

Wäre da nicht eine freundschaftliche Notiz vom Vorsitzenden des holsteinischen VSHB, Ernst H. Reimers, an die irischen Veranstalter in der Aufarbeitung der EM, quasi als Abspannwerk. Dort ist neben dem obligatorischen Austausch von Höflichkeiten sinngemäß zu entnehmen:

"... Der VSHB war sehr erfreut darüber, dass alle Verbände Medaillen gewinnen konnten und damit einen Kontrast bildeten zu den Meisterschaften 2004, als der FKV alles dominierte. Das irische Männerteam mag seinerzeit (2004) sein Waterloo im Straßenboßeln erlebt haben - aber in Bandon (2008) erlebte der FKV sein Stalingrad, als Bol Chumann eine Sensation hinlegte mit dem Einnehmen der ersten neun Positionen. ..."

Originaltext (Auszug)

A wonderful experience

Ernst H. Reimers (President VSHB)

"... The VSHB was pleased to see that the medals were spread over all the clubs, in contrast to the competition 4 years ago in Westerstede, when the FKV was completely dominant. The Irish Men' Team may have met their Waterloo in Road Bowling at that time, but in Bandon the FKV met its Stalingrad, when Ból Chumann caused a sensation by winning the first nine positions. ..."

Ein gewagter Vergleich. Das man gerne allgemein für Niederlagen den napoleonischen Niedergang bei Waterloo herbeizitiert, mag seit Zeitgedenken schon üblich und trefflich sein. Das man aber nun eine sportliche Niederlage mit dem Untergang eines deutschen Heeres im II. Weltkrieg vor Stalingrad vergleicht, das ausgezogen war, Territorien einzunehmen und zu besetzen, ist nicht nur gewagt, sondern aus deutschem Munde entsprungen schlichtweg dumm und von wenig Verantwortungsbewusstsein zeugend, zumindest aber für einen Vorsitzenden eines Sportverbandes, in einem formell öffentlichen Statement gegeben, schlichtweg unangemessen. Es gehört schon eine Menge Verantwortung dazu eben nicht auszuführen, die Männer im VSHB-Straßenteam hätten bei der EM 2008 in Irland ihr Biafra erlebt, haben doch alle Verbände - erstmals sogar die Italiener - die VSHB-Männerschar auf der Straße glatt verhungern lassen. Aus Anstand und Verantwortungsbewusstsein wurde dies nie so formuliert - und so bleibt der Vorsitzende des VSHB, Ernst H. Reimers, mit seiner "Wertschätzung" wohl allein.