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© / Quelle: friesensport.de-Redaktion / 23.04.2009

Mitgliederstatistik im LSB-Niedersachsen

Klootschießer verlieren überdurchschnittlich

Statistik unterstützt Ursachenforschung

von gerold meischen

LSB-Statistik 2009 - zur Vergrößerung bitte anklicken.

KLV-Alterspyramide - zur Vergrößerung bitte anklicken.

Oldenburg. Der Landessportbund Niedersachsen veröffentlichte mittlerweile seine jährliche Mitgliederstatistik im Netz. Ein Blick auf die Statistik ruft die Diskussion der vergangenen Wochen und Monate im Hinblick auf die Ursachen für den rasanten Mitgliederschwund im Friesischen Klootschießerverband e.V. (FKV) wieder auf. Während Befürworter eigenständigen Handelns insbesondere in den ostfriesischen Kreisen gerne unter Federführung vom Landesvorsitzenden Johannes Trännapp (Hage) den allgegenwärtigen demografischen Wandel als Hauptursache anführen, entlarvt die aktuelle LSB-Statistik diese Argumentation als Mogelpackung. Die Nachwuchsprobleme im Friesischen Klootschießerverband sind "hausgemacht" und findet ihre Ursache vordergründig in mangelnden Entwicklungskonzepten, fehlenden Mitglieder-Neugewinnungskonzepten und fehlenden innovativen Zukunftsstrategien. Zur besseren Erklärung nochmals wiederholt: Der demografische Wandel (Veränderung der Bevölkerungsstruktur mit einem Zielkorridor über das Jahr 2040 hinaus) verändert die Bevölkerungs-/Altersstruktur der bundesdeutschen Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten drastisch im Hinblick auf Überalterung der Bevölkerung, Arbeitskräftemangel und soziale Wirkungen. Das ist mittlerweile vielschichtig belegt und diskutiert. Dies kann aber in der Gegenwart noch keine Ursache sein für das Problem vielerorten, z.B. keine vollständige Männer-I (16 Werfer) auf die Beine stellen zu können. Der demografische Wandel (der Zukunft) kann auch keine Ursache dafür sein, dass der Kreisverband Wilhelmshaven in diesem Jahr an keiner der in den Landesmannschaftsmeisterschaften anstehenden zwölf Jugend-Entscheidungen vertreten war (die einzige gemeldete Mannschaften - Neustadtgödens männl. Jugend A - trat auch nicht mehr an), oder das der Klootschießerlandesverband Oldenburg e.V. (KLV) in der kommenden Saison keine Männer-II-Landesliga mehr an den Start bringt. Ein Blick auf die neue Statistik des LSB-Niedersachsen im Abgleich mit vorangegangenen Statistiken gibt Auskunft über augenscheinlich gänzlich andere Ursachen für den aktuellen Schwund.

Zwischen 2002 und 2009 verloren die Vereine im Landessportbund Niedersachsen 56.832 Mitglieder, entsprechend 2,0 %. Im selben Zeitraum verloren die Vereine im FKV 3.510 Mitglieder, entsprechend 8,1 % - mithin relativ die vierfache Anzahl der Mitgliederabgänge im Vergleich zur gesamten sportlichen Entwicklung im Land Niedersachsen. Geht man im Land Niedersachsen um weitere 10 Jahre zurück, offenbart die Statistik 1991 - 2009 einen Mitgliederanstieg um 361.651 Mitglieder, entsprechend ein dickes Plus von 14,5 %. Der tendenzielle Abschwung beginnt also erst Anfang dieses Jahrzehnts. Leider liegen vom FKV keine Zahlen aus dem Anfang der 90er-Jahren vor. Vermutlich werden diese aber nicht wesentlich von der LSB-Entwicklung abweichen. Zumindest lässt ein Blick auf die aktuelle Alterspyramide im KLV-Oldenburg diesen Schluss zu.

Belegte der FKV in des Landesstatistik 2002 noch den 11. Rang unter den Fachverbänden, wurde er bis 2009 durch die Fachverbände Tanzen, Behindertensport und Rettungsschwimmen DLRG in der Mitgliederzahl überholt und auf den 14. Rang gedrängt. Mit 8,1 % Mitgliederschwund gegenüber 2002 liegt der FKV auf dem Niveau der Fachverbände Schwimmen (-7,8%), deren Abschwung aber vielleicht mit dem Aufschwung der Rettungsschwimmer zu erklären wäre. Die großen Verlierer der vergangenen Jahre sind Tennis (-22,9%), Judo (-17,3%), Badminton (-16,3%), Schießsport (-14,4%) und Tischtennis (-14,4 %), während Leichtathletik (+8,8 %) und Tanzen (+7,6%) zulegen konnten. Selbst Fußball weist ein Plus von 3,1 % aus.

Dramatischer ist der Blick auf Details der Statistik. Mussten die Vereine im Land in der Altersgruppe "unter 6 Jahre" einen Mitgliederschwund von etwa 7 % hinnehmen, fehlen dem FKV in dieser Gruppe gleich mehr als ein Drittel der Mitgliederzahlen von 2002. In der Altersgruppe "7 bis 14 Jahre" legten die Vereine im Landessportbund seit 2002 um 3,1 % zu, während der FKV im selben Zeitraum 17,1% in dieser Altersgruppe einbüßte. In der Altersgruppe "15 bis 18 Jahre" kann der FKV das Landesniveau fast mitgehen (+2,1%), insbesondere getragen durch einen deutlichen Zuwachs in der weiblichen Jugend in dieser Altersgruppe, während die männliche Jugend einen leichten Verlust verzeichnet. In der Altersgruppe "19 bis 26 Jahre" verzeichnen der Landessportbund für seine angeschlossenen Vereine ein Minus von 7,4 %. Der FKV muss hier ein dickes Minus vom dreifachen des Landessportbundwertes, entsprechend 21,8%, hinnehmen. Hier scheint sich zu bewahrheiten, dass es für die Jugendlichen im FKV zu schwierig gestaltet wird, sich in die Erst-Mannschaften in den Vereinen einzubringen und nach erfolgreichen Jugendzeiten in unteren Spielklassen beginnen müssen. In der Altersgruppe "27 bis 40 Jahre" spielen berufliche Karriere, Familiengründung oder Hausbau gewichtige Rollen und führen dazu, dass in dieser Gruppe Landessportbund und FKV gleichermaßen deutliche Verluste hinnehmen müssen. Sind die Kinder aus dem Gröbsten heraus, der berufliche Werdegang auf sicheren Füßen und das Leben eingerichtet, gewinnt das Vereinsleben für die Altersgruppe "41 bis 60" wieder an Bedeutung. Dies erklärt den deutlichen Anstieg bei den Frauen in dieser Altersgruppe, bei der der FKV mit dem Landessportbund mithalten kann - nicht aber die Diskrepanz im männlichen Bereich, in der der Landessportbund noch leicht zulegt, der FKV aber fünf Prozent verliert. Bei den über 60jährigen gehen FKV und Landessportbund nahezu wieder Hand in Hand.

Daraus abgeleitet ergeben sich mehrere Aspekte als Lösung in der Gegenwart für den Friesensport:  Das Interesse am Friesensport muss früh geweckt werden. Die Entwicklung der Jugendlichen über die Stationen darf nicht dem Zufall überlassen werden sondern verlangt noch schlüssigen und Interesse erhaltenden Strategien. Das es geht, beweist der KBV Torsholt eindrucksvoll. Binnen weniger Jahre hat konzentrierte Jugendarbeit, ruhend auf vielen Schultern, die Jugendlichen in den Verein über alle Altersklasse strömen lassen. Nicht nur der sportliche Erfolg gibt den Torsholtern recht und bestätigt ihr Tun. Wechseln die Jugendlichen in den Erwachsenenbereich, muss ihnen auch der Platz in den Erst-Mannschaften eingeräumt werden. Es bleibt zu hoffen, dass der FKV nicht eines Tages die Altersgrenzen zementieren muss, d.h. das dann in Männer I wirklich nur noch bis maximal 44 Jahre geworfen werden darf, um die Vereine zur Integration der jungen Männer I zu zwingen. Das der KLV-Oldenburg in dieser Zeit seine Männer-II-Landesliga streicht bzw. die Kreise im KLV-Oldenburg es in den vergangenen fünf Jahren nicht geschafft haben, einen funktionierenden Unterbau hierfür aufzubauen, ist zweifellos der falsche Weg. Ebenso sind Bestrebungen zu Spielgemeinschaften, Stärkenreduzierungen und sonstigen Systemaufweichungen ebenfalls der falsche Weg - die aktuelle Statistik der FKV-Mitglieder belegt dies bereits schlüssig. Ebenso ist ein Ausscheren der ostfriesischen Kreise aus dem einheitlichen Regelwerk des FKV der falsche Weg, soll er doch nur dazu dienen, der Mitgliederentwicklung nicht aktiv begegnen zu müssen, sondern die Entwicklung lediglich abmildern helfen - mithin die Fortsetzung eines "Tod auf Raten". Der richtige Weg kann allein eine zentrale Hilfestellung in der Bewältigung der Aufgaben sein. Das Modell "Torsholt" wäre hierfür schon ein tragfähige Basis, um gerade die Jugend für unseren Sport nachhaltig zu begeistern.