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© / Quelle: Ostfriesischer Kurier / 16.02.2009
Ostfriesen sollen sich rechtzeitig rüsten Friesensport Landesvorsitzender Trännapp weist auf Folgen der rückläufigen Bevölkerungszahlen hin Der Landesklootschießerverband visiert mehr Freiheiten im Spielbetrieb an. Vereine sollen stärker zusammenarbeiten. von Bernhard Uphoff Tannenhausen – Rückläufige Mitgliederzahlen machen auch vor dem ältesten Sport an der Küste nicht Halt. Als einer der ersten Verbände im Nordwesten haben die traditionsbewussten Friesensportler jetzt öffentlich auf die Folgen des demografischen Wandels hingewiesen. Bei der Hauptversammlung des Landesklootschießerverband Ostfriesland am Freitagabend in Tannenhausen hielt Johannes Trännapp den Kreisvorsitzenden den Spiegel vor Augen. Um für die schwierige Zukunft gerüstet zu sein, forderte der Landesvorsitzende aus Hage zu verstärkten gemeinsamen Anstrengungen und flexiblerem Handeln auf. Dabei bedarf es auch größerer Freiheiten im Spielbetrieb (wir berichteten). „Die Vereine müssen mitziehen. Sonst holt uns die bittere Wirklichkeit ein“, sagte Trännapp. Gerade die kulturell wichtigen Friesensportler stünden in einer besonderen Verantwortung: „Es geht auch darum, die Dörfer und die Sprache am Leben zu erhalten.“ Vor den Folgen des demografischen Wandels dürfe niemand die Augen verschließen. „Auch die Bevölkerungszahlen in Ostfriesland schrumpfen. Wir werden zukünftig um jedes Kind als neues Mitglied hart kämpfen müssen.“ Die Ausführungen des Landesvorsitzenden untermauerte Enno Lichtsinn vom Kreissportbund Aurich (KSB). Seit 2004 hat der KSB seiner Auskunft nach jährlich jeweils fast 1000 Mitglieder verloren. Statt die Marke von 80000 Mitgliedern zu durchbrechen, bewegt sich die ostfriesische Vereinigung bei mittlerweile etwa 75000. Zum Thema demografischer Wandel und die Folgen auch für die Sportvereine bietet der KSB am 26. Februar ab 18.30 Uhr im Norder WBZ eine Informationsveranstaltung an. Trännapp schwor die ostfriesischen Delegierten bereits darauf ein, wie den rückläufigen Zahlen begegnet werden kann. Der Landeschef rief die Vereine dazu auf, stärker zusammenzuarbeiten und das auch mit anderen ortsansässigen Organisationen. Statt übertriebenen Ehrgeizes sollten Spielgemeinschaften diskutiert werden. Auch bei den Rahmenbedingungen, wie bei den Vereinsheimen, sollte über größere Einheiten nachgedacht werden. Eindringlich wies der Hager auf Konsequenzen und mögliche Lösungswege hin, denn seiner Meinung nach ist das Thema bei weitem noch nicht bei allen Vereinen durchgedrungen. „Jeder sollte mithilfe der Gemeinden in seinem Bereich eine Bestandserhebung vornehmen, sich rechtzeitig Gedanken über die Zukunft machen und sich schon heute positionieren.“ Der Landesverband Ostfriesland will seinen Beitrag leisten, indem den Kreisen in Zukunft wieder mehr Freiheiten bei der Gestaltung des Spielbetriebes zugestanden werden soll (wir berichteten). Bei der Hauptversammlung des Friesischen Klootschießerverbandes (FKV) wird über den kontrovers diskutierten Antrag entschieden (siehe nebenstehende Meldung). „Die Vereine benötigen einen größeren Handlungsspielraum“, erklärte Trännapp. Der Antrag soll nicht zum Politikum werden: „Es geht nicht um eine Entmachtung des FKV, sondern darum, dass die Kreise vernünftig geführt werden können.“ Oldenburgs Landesvorsitzender Johann zu Hasselhorst, der als Ehrengast anwesend war, zeigte sich durchaus zum Wandel bereit: „Wir müssen über Schritte nachdenken. Der aktuelle Antrag der Ostfriesen hat uns aber gerade erst erreicht, so dass er in Oldenburg noch diskutiert werden muss.“ Bei seinem Rückblick zeigte Trännapp noch einmal das umfangreiche Saisonprogramm für ostfriesische Klootschießer und Boßler auf. Unbestrittener Höhepunkt sei die EM in Cork gewesen. Trotzdem dürfe die wichtige breite Basis nicht vernachlässigt werden. „In Cork sind mehr Zuschauer aus unserem Verbandsgebiet gewesen als beim eigenen Feldkampf.“ Die Vorbereitungen für das winterliche Kräftemessen der Klootschießer schmeckten dem Landesvorsitzenden nicht: „Wir wissen drei Jahre vorher, wie die EM-Straße in Cork aussieht, aber einen Tag zuvor nicht, welches Feldkampfgelände bei uns infrage kommt. Das geht nicht.“ Bei den turnusmäßigen Neuwahlen gab es zwei Veränderungen. Die 63 von 66 möglichen Delegierten bestimmten den Moordorfer Reiner Dieling als neuen Juniorenwart und so zum Nachfolger von Holger Wilken, der nach 17 Jahren im Vorstand aus beruflichen Gründen ausschied. Als neue stellvertretende Frauenwartin fungiert Inka Eilts. FKV-Vorstand: Bohlken neuer Jugendwart Tannenhausen/bup – In der Führungsriege des Friesischen Klootschießerverbandes (FKV) stehen Veränderungen an: Während drei Personalien bereits seit Anfang des Jahres bekannt sind, hat sich eine Neuerung kurzfristig ergeben. Hans-Georg Bohlken fungiert nicht mehr als Verbandsfeldobmann, sondern will zukünftig die seit langem freie Position des Jugendwartes übernehmen. FKV-Geschäftsführer Peter Brauer kündigte diesen Schritt bei der Hauptversammlung der Ostfriesen in Tannenhausen an. Bei der Delegiertenversammlung des FKV am 6. März in Middels werden sich mit der Lehrwartin Petra Ende und dem Boßelobmann Frido Walter zwei verdiente Funktionäre verabschieden. Reiner Behrens, der künftig eine Doppelfunktion bekleiden wird, für Walter und Alfred Helmers als neuer zweiter Vorsitzender rücken auf. Die zwei neuen Löcher mit Lehrwart und Feldobmann dürften auf die Schnelle nicht gestopft werden. „Wir brauchen einen Trainer oder ehemaligen Pädagogen und einen Organisator“, sagt Brauer. © / Quelle: Ostfriesische Nachrichten Online / 16.02.2009
Friesensport: „Wir müssen um jedes Kind
kämpfen“
wrs Tannenhausen. Die Zahlen
waren eindeutig. Sie stimmten die Zuhörer nachdenklich, ahnten diese
doch, dass es in der Zukunft um den Nachwuchs im Friesensport nicht
gut bestellt ist. Der Landeschef der ostfriesischen Boßler und
Klootschießer Johannes Trännapp überraschte die Vertreter aus den
sechs Kreisverbänden mit einem Balkendiagramm. Es wurde auf der
Jahreshauptversammlung per Beamer an die Leinwand im Saal „Zur
grünen Tanne“ in Tannenhausen am Freitagabend geworfen. Es zeigte
die Geburtenzahlen im Landkreis Aurich von 1960 bis 2007. Innerhalb
von 47 Jahren verringerte sich die Zahl der Neugeboren von knapp
8000 auf unter 4000. Mit unmittelbaren Folgen für die Vereine.
Trännapp schlug Alarm. “Viele Vereine haben schon bald keinen
Unterbau mehr. Die Jugend bricht weg und in einigen Jahren stehen
einige Vereinsheime leer“, lautete seine ernüchternde Aussicht. „Wir
müssen um jedes Kind kämpfen“, ruft er den Kreisvertretern zu. Die
mehr als fünf Dutzend Männer und Frauen hörten andächtig zu, was der
1. Vorsitzende vortrug. Für den Kampf um den Nachwuchs seien
motivierte Vereinsvorstände und engagierte Betreuer erforderlich,
sagte der Verbandschef. Er forderte die Vereine auf, enger als
bisher zusammenzuarbeiten. „Die Kreisverbände brauchen mehr
Entscheidungsbefugnisse“, mahnte Trännapp Änderungen im Regelwerk
an. Er forderte flexible Bestimmungen, wenn es darum geht,
Spielgemeinschaften zu gründen oder die Mannschaftsstärke zu
reduzieren. Dabei gehe es nicht um die Frage der Macht, sondern um
das Überleben der Vereine, wandte er sich an den Friesischen
Klootschießer-Verbandes (FKV). Der Dachverband der Friesensportler
hatte erst vor einigen Jahren einheitliche Regeln für Ostfriesen und
Oldenburger erlassen. Der Landesklootschießerverband Ostfriesland
wird auf der kommenden FKV-Jahreshauptversammlung am 6. März in
Middels Änderungen beim Regelwerk beantragen. © / Quelle: Ostfriesische Nachrichten Online / 12.02.2009
Mehr Freiheiten für die Kreisverbände Spielbetrieb gefährdet
wrs Hage. Der oberste
ostfriesische Boßler und Klootschießer, der Landesvorsitzende
Johannes Trännapp aus Hage, sorgt sich um die Zukunft des
Friesensports. Grund: Der demografische Wandel macht auch vor den
Friesensportlern nicht Halt. Die Mitgliederzahlen in den Vereinen
gehen zurück, weil der Nachwuchs ausbleibt. Damit zukünftig die
Kugeln zwischen Akelsbarg und Zwischenbergen rollen, fordert
Trännapp für die Kreisverbände mehr Freiheiten. Sie sollen
beispielsweise die Regeln für die Punktspielbetriebe selber
gestalten. Das Streckenwerfen will Trännapp nicht antasten. „Es wird
in einigen Jahren Vereine geben, die nicht mehr in der Lage sein
werden, die geforderte Mannschaftsstärke für die Punktspiele zu
erfüllen. Dagegen müssen wir etwas unternehmen“, warnt der
51-Jährige. © / Quelle: Ostfriesischer Kurier / 10.02.2009 Kreise sollen wieder selbst entscheiden Boßeln Landeschef Johannes Trännapp sieht durch sinkende Mitgliederzahlen Handlungsbedarf Der Spielbetrieb soll nach den Bedürfnissen der Vereine vor Ort gestaltet werden. von Bernhard Uphoff Hage/BUP – Als aktiver Werfer und jahrelanger Vereinsfunktionär weiß Johannes Trännapp, wo den Boßlern der Schuh drückt. Nach zahlreichen Gesprächen mit den führenden Köpfen der Kreisverbände sieht der Vorsitzende des Landesklootschießerverbandes Ostfriesland aus Hage Handlungsbedarf im Spielbetrieb. Rückläufige Mitgliederzahlen erschweren so manchem Dorfverein das sportliche Überleben. „Der Großteil der Ostfriesen und sicherlich auch etliche Oldenburger bekommen durch den demografischen Wandel Schwierigkeiten. Daher wollen wir den Kreisen wieder mehr Freiheiten im Spielbetrieb einräumen.“ Bevor in Traditionsclubs die Lichter ausgehen, will Trännapp die vor sechs Jahren festgezurrten Statuten wieder auflockern. Damals rühmte sich der Friesische Klootschießerverband (FKV), nach jahrzehntelanger unterschiedlicher Auslegung ein einheitliches Regelwerk geschaffen zu haben. Größter Aufreger war die Einführung des Streckenwerfens und der Bruch mit dem traditionellen „Schöt“, bei dem kein Werfer mehr ausfällt. Im sportlichen Alltag allerdings waren alle Vorgaben nicht problemlos umzusetzen. So weiß Trännapp um gemischte Mannschaften im Männer-I-Bereich. Auch sein eigener Kreis Norden, als größter in Ostfriesland, muss sich strecken, um die geforderten 16er-Teams für die höchste Klasse zu stellen. „Einige Kreise kämpfen darum, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten“, sagt der Landesvorsitzende. Die Lage wird sich in Zukunft weiter verschärfen. Diese Prognose macht Trännapp an den Geburtenzahlen fest: Im Vergleich zur ersten Hälfte der 60er-Jahre, in der jährlich über 8500 Jungen und Mädchen geboren wurden, sind die Geburten in Ostfriesland heute um mehr als 50 Prozent auf 3900 zurückgegangen. Übertragen auf den Friesensport hilft in den Augen des Hagers hier allein ein flexibler Spielbetrieb weiter und kein starres Paragraphengerüst. Soll heißen: Die Kreise müssen wieder eigene Bestimmungen – ausgenommen das Streckenwerfen – erlassen können. „Vereine sind gerade im ländlichen Raum eine tragende Säule der dörflichen Gemeinschaft und des dörflichen Lebens. Sie dürfen bei den neuen Herausforderungen nicht alleingelassen werden“, betont Trännapp. Das Regelwerk des FKV dürfe nur noch den Rahmen vorgeben, Kreise müssten für ihren Bereich alleinverantwortlich entscheiden können. Konkret heißt das für den Landesvorsitzenden: Die Mannschaftsstärken könnten wieder verändert werden. Auch im Seniorenbereich sollen Spielgemeinschaften möglich sein, wobei durch den Wegfall der Aufstiegschance einer Elitebildung allerdings ein Riegel vorgeschoben wird. Auch über die Altersklassenstruktur oder die Reduzierung der überregionalen Ligen wird neben der neuen Freiheit diskutiert. „Wir stehen in der Verantwortung zu handeln und dürfen die Augen vor den Realitäten nicht verschließen“, betont Trännapp. Bei der FKV-Versammlung am 6. März in Middels wird abgestimmt. |