Hintergrund: Bei den Deutschen Meisterschaften in Wilster dominierten die Gastgeber (VSHB) alle Standkampfentscheidungen mit der Klootkugel und ließen die favorisierten FKVer, insbesondere in der Männerkonkurrenz recht alt aussehen. Darin  ein Sinken des FKV-Klootschießer-Stern zu sehen, ist tendenziell wohl die richtige Schluss-folgerung. Unbeachtet bleiben sollte aber nicht, dass insbesondere in der Männerkonkurrenz der FKV nicht mit den Top-5 angetreten ist - ohne die Leistung der DM-Starter mit dieser Feststellung schmälern zu wollen. Woran mag es liegen, dass der FKV seine Top-Werfer nicht für eine Teilnahme an der DM aktivieren/motivieren konnte. Viel-leicht, weil seit Jahren schon die DM im FKV-nahen Umfeld in der Kritik als "Meisterschaft ohne Wert" steht?

Bei allen Erklärungsversuchen sollte nicht unbeachtet bleiben, dass das Klootschießen tatsächlich an Leistung verloren hat. In den 80er- und 90er-Jahren mussten Ergebnisse um die 95 Meter für einen FKV-Titelgewinn her. In den letzten sechs Jahren ging der Titel hingegen im Schnitt schon für 86 Meter weg.

Ein Sport lebt von seiner Spitze in der Breite. Kein Golf-Boom ohne Bernhard Langer, kein Tennis-Boom ohne Steffi Graf und Boris Becker. Albarus, Bohlken und Co. kommen langsam in die Jahre. Frank Goldenstein hat das Zeug zur neuen Klootschießerlichtgestalt - Timo Petznik, Daniel Brungers oder Dennis Goldenstein sind auf dem richtigen Weg.

Das Klootschießen wird aber nie als Breitensport innerhalb des Friesensports zu etablieren sein. Klootpunktrunde oder Landesmeisterschaften für Vereine können nur dazu dienen, Talente zu erkennen. Diese einzeln und intensiv zu fördern gibt dem Klootschießen Bestand und Zukunft - die Etablierung als Breitensport hingegen nicht. Innovationen bestimmen zukünftige Stellenwerte. Vielleicht sollte doch einmal über Leistungsklassen im Klootschießen statt der klassischen Alters-klassen nachgedacht werden. Dann könnte zu-mindest die Spitze an Breite gewinnen.

friesensport.de-Redaktion

ute draschba+gerold meischen

- gerold meischen -

© / Quelle: Anzeiger Harlingerland Online / 28.05.2007

Rubrik: Anpfiff zum Wochenende

„Ohrfeige“

von Helmut Burmann

Deutsche Meisterschaften der Klootschießer und Boßler im schleswig-holsteinischen Wilster. Der Friesische Klootschießerverband (FKV) stellte nicht nur die größte, sondern auch die erfolgreichste Mannschaft, dominierte er doch immerhin in sechs von acht Disziplinen. Damit waren die Ostfriesen und Oldenburger zwar nicht ganz so erfolgreich wie bei der Europameisterschaft 2004 in Westerstede, doch untermauerten sie einmal mehr ihre Dominanz in Sachen Klootschießen und Boßeln in Deutschland.

Allerdings wurde dabei nur zu gerne vergessen, dass die FKV-Aktiven gleich zu Beginn der Titelkämpfe eine kräftige Ohrfeige kassiert haben, denn gerade in ihrer Paradedisziplin, dem Klootschießer-Standkampf „loosten sie total ab“. Keine einzige Goldmedaille für den FKV – wann hat es das einmal bei einem größeren Wettkampf gegeben?

Ich erinnere mich noch gut an meine erste Europameisterschaft Ende der siebziger Jahre in Irland. Für die Verantwortlichen des FKV und dem Begleittross stand fest: Der Standkampf  muss gewonnen werden – alles andere ist angenehmes Beiwerk.

„Die Zeiten ändern sich“, werden mit viele zu Recht entgegnen, denn das Boßeln hat die Traditionssportart Klootschießen schlichtweg überrollt, trotz aller Bekundungen der Verantwortlichen, dass das Klootschießen hoch gehalten werden müsse. Viele Worte und wenig Taten, auch wenn durch Einführung von Punktrunden und ähnlichen Aktivitäten diese außergewöhnliche Sportart gefördert wird. Doch diese Förderung gleicht eher einem „am Leben erhalten“, denn in der Leistungsspitze kommt sie nicht an. Wo gibt es denn in Oldenburg und Ostfriesland noch einen Werfer der an die 90 Meter, geschweige denn 100 Meter heran kommt? Der Jubel ist doch inzwischen groß, wenn ein Akteur eine Serie über 80 Meter schafft.

Von daher könnte es im nächsten Jahr, wenn in Irland die Europameisterschaften anstehen, für den FKV ein böses Erwachen geben. Denn dann haben auch die Boßeler auf ungewohntem Terrain keinen Heimvorteil mehr. Heißt es dann in Anlehnung an den European Song Contest: „FKV – zero points“?