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© / Quelle: NWZ-Online / 19.01.2006 Zum Boßeln keine Freizeit mehr SPORT Verlängerte Ladenöffnungszeiten erschweren Wettkämpfe für Frauen Es wird immer schwieriger, Mannschaften komplett auf die Straße zu bekommen. Manchen Vereinen droht womöglich Strafgeld. Von Karin Lüppen
LEER - Was die Kunden freut, ist für Boßlerinnen ein echtes Problem: Wegen der langen Öffnungszeiten der Geschäfte am Sonnabend haben die Vereine immer öfter Schwierigkeiten, ihre Mannschaften vollständig auf die Straße zu bekommen. „Die Arbeitgeber sind leider wenig tolerant“, sagt Staffelleiterin Edeltraut Wiets-Frerichs aus Norden. Ob Combi, Lidl oder Aldi : Supermarktketten haben mittlerweile am Sonnabend bis 20 Uhr geöffnet. „Viele Werferinnen müssen arbeiten und können nur jeden zweiten oder dritten Sonnabend werfen“, sagt Wiets-Frerichs. Selbst das sei oft nur zu erreichen, wenn Kolleginnen mit den Boßlerinnen die Schichten tauschen. „Ich weiß von Verkäuferinnen in Bäckereien, die sonntags Brötchen verkaufen, damit sie sonnabends werfen können“, sagt Reiner Berends, Boßelobmann des Landesklootschießerverbandes Ostfriesland aus Großefehn. Aber selbst Schichttausch werde von einigen Arbeitgebern abgelehnt, sagt Wiets-Frerichs. Ein Pflegedienst habe seinen Mitarbeiterinnen untersagt, die Schichten untereinander zu tauschen. Sie selber habe Glück und werde von anderen Werferinnen oft beneidet: Wiets-Frerichs arbeitet bei Möbel Pflüger in Norden und bekommt stets frei, wenn Wettkämpfe anstehen. Weil sie sich dann vorher bei der Arbeit umzieht, hat sie schon mal in der Boßelkleidung verkauft. „Selbst da hat keiner was gesagt“, lobt die Staffelleiterin. In dem Familienbetrieb habe sie verständnisvolle Arbeitgeber. „Es ist leichter, wenn der Chef ein Ostfriese ist“, ist Berends überzeugt. Abgesagt werde trotzdem kaum ein Wettkampf. „Das ist zu teuer“, meint Wiets-Frerichs. In der Landesliga beispielsweise zahle ein Verein 250 Euro Strafgeld bei Nichtantritt, in den Kreisklassen sei es zwar weniger, dafür werde aber am Saisonende ein Punkt abgezogen. „Das kann den Aufstieg kosten“, sagt Wiets-Frerichs. Auch für ihre eigene Mannschaft werde es am Wochenende wieder schwierig: „Wir haben drei Ersatzwerferinnen dabei, da sind unsere Chancen gering.“ |
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