Bei Rückfragen: Ute Draschba

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© / Quelle: Marktplatz Friesland/Wesermarsch - 29.02.2004

 

Punktspielbetrieb:

Gravierende Änderungen zur neuen Saison

Vereine müssen ihre Boßelstrecken überdenken

Gerold Meischen

Friesland/Wesermarsch - Die Boßelsaison 2003/2004 geht auf die Zielgerade. Die Aktiven haben vor der Klärung der Frage um Meisterschaft, Ligenverbleib und Abstieg noch drei Spieltage zu absolvieren. In den sieben Spielklassen des Klootschießerlandesverband Oldenburg sind längst noch nicht alle Vorentscheidungen gefallen. Die 29. Spielzeit seit Aufnahme des Boßelligenspielbetriebes ist geprägt von anhaltender Spannung auf hohem Niveau unter dem Eindruck der zur neuen Saison anstehenden Veränderungen mit Reduzierung der Ligenanzahl, der Mannschaftsstärke und der Einführung von Seniorenligen Frauen-II, Männer-II u. -III.

Zur neuen Saison müssen sich Vereine und Aktive auf gravierende Änderungen einstellen. In den 29 Jahren seit Bestehen des Ligenspielbetriebes blieben die Rahmenbedingungen nahezu unverändert. Von Beginn an starteten die Männerklassen in 20er-Mannschaftsstärke. Seit  Aufnahme des Ligenspielbetriebes in den Frauenklassen zur Saison 1983/84 boßeln die Frauen in 10er-Mannschaftsstärke. Die Reduzierung der Mannschaftsstärke von 20 auf 16 bzw. 10 auf 8 führt zwangsläufig auch zu Veränderungen im Wettkampfgeschehen. Das aktuelle Regelwerk verlangt von den Vereinen eine Wettkampfstrecke, die eine unter normalen Umständen erzielbare Durchgangszahl von mindestens zehn Durchgängen zulässt. Im allgemeinen Mittel beträgt die Durchgangszahl im Ligenspielbetrieb zwölf Durchgänge, entsprechend 60 Wurf. Es sind aber auch Strecken darunter vertreten, die von den Aktiven durchaus 14 oder 15 Durchgänge abverlangen. Die durchschnittliche Wettkampfdauer beträgt ca. zwei bis zweieinhalb Stunden und variiert insbesondere durch den Einfluss des Straßenverkehrs und der Notwendigkeit der Kugelsuche im Graben.

Mit der Reduzierung der Gruppenstärke in den einzelnen Mannschaften von fünf auf vier Akteure reduziert sich zwangsläufig rechnerisch auch die Streckenlänge und die Wettkampfdauer. Waren bislang in einem Wettkampf durchschnittlich 60 Wurf zu absolvieren, gleichbedeutend mit zwölf Wurf je Akteur, so sind in der neuen Saison unter gleichen Bedingungen 48 Wurf zu absolvieren, soll die durchschnittliche Durchgangszahl gehalten werden. Dies führt zu einer durchschnittlichen Rückverlegung der aktuellen Wendemarken um die Länge von sechs Wurf und einer Reduzierung der gesamten Wurfstrecke, gleichbedeutend mit einer anteiligen Verkürzung der Wettkampfdauer. Unter der Annahme, dass mit der Reduzierung von fünf auf vier Akteure in den einzelnen Gruppen das Wettkampftempo sinkt, da nun jeweils ein Akteur weniger für Bahn weisen, Kugel suchen und Straßenverkehr beachten zur Verfügung steht, kann dennoch von einer kürzeren Wettkampfdauer ausgegangen werden. Lassen die Ligenvereine im Gegenzug die Streckenlänge und Wendemarken unverändert, erhöht sich die Durchgangszahl von durchschnittlich zwölf auf 15 Durchgänge, gleichbedeutend mit einer Erhöhung der Wettkampfdauer unter der Annahme eines geringeren Wettkampftempos. Hier sind alle Vereine zur neuen Saison gefordert, gleiche Bedingungen herzustellen. Den aktuellen Streckenverlauf mit Start- und Wendemarken einfach in die neue Saison unter veränderten Rahmenbedingungen zu übernehmen kann nicht dem geltenden Regelwerk und dem Grundsatz der Chancengleichheit gerecht werden. In der Sommerpause sind die Vereine gefordert, in mehreren Trainingsläufen den Streckenverlauf für die neue Saison festzulegen. Ein nicht unerheblicher Anteil von Wurfstrecken ist gegenwärtigen geprägt durch Mehrfachwenden und Aufnahmen, die im Rahmen der Neuordnung zur neuen Saison unter Umständen von Strecke zu Strecke unterschiedlich entfallen können.

 

Punktspielbetrieb:

Nahezu drei Jahrzehnte Boßeln um Punkte

Herbert Braams, Erwin Goesmann und Erich Kuhlmann führen die Ligen zum Erfolg

Gerold Meischen

Friesland/Wesermarsch - Die 29. Boßelsaison kürt in drei Wochen ihre Meister und startet im Oktober 2004 die 30. Runde. Mit Ende der Saison 2003/2004 am 21.03. endet auch ein Stück Boßelgeschichte, denn zur neuen Saison starten die Akteure unter gänzlich geänderten Bedingungen. Erstmals sollen Seniorenligen auf höchster Ebene im Klootschießerlandesverband Oldenburg e.V. (KLV) an den Start gehen und gleichzeitig die Hauptklassen mit von fünf auf vier reduzierter Gruppenstärke an den Start gehen.

Rückblick - Auf der Arbeitstagung der Kreis-Boßelobmänner am 09. November 1974 wurde die Einführung eines Boßel-Punktspielbetriebes zur Saison 1974/1975 beschlossen. Nach einer "Proberunde" 1974/75 stimmten die beteiligten Vereine am 15.10.1975 gegenüber Spielleiter Herbert Braams der Fortsetzung des Punktspielbetriebes zu. Herbert Braams führte als Spielleiter den Boßelligenbetrieb bis 1987. Spielleiter der Gegenwart ist Erich Kuhlmann, Rastederberg, der das Amt im Jahr 2000 aus den Händen des Zetelers Erwin Goesmann (1987-2000) übernahm. Zum Auftakt der Saison 1975/76 starteten die Boßelligen im KLV mit zwei parallelen Landesligen (Nord/West - Süd/Ost) und vier Bezirksligen (Nord - West - Süd - Ost) mit jeweils sieben Mannschaften. Am Saisonende spielten die beiden Punktsieger der Landesligen, Halsbek in Süd-Ost und Zetel-Osterende in Nord-West, um den Landesmeistertitel, den erstmals am 11.04.1976 der Verein Zetel-Osterende für sich erringen konnte. Durch Auf- und Abstieg erhöhte sich die Zahl der Mannschaften zur Saison 1976/77 auf die heutige Ligenstärke von acht Vereinen.

Traditionell wird der Kloot- und Boßelsport in den Herbst- und Wintermonaten ausgetragen und unterliegt damit auch den in diesen Jahreszeiten vorherrschenden Witterungsbedingungen. Über die gesamte Zeit seit Bestehen des Ligenspielbetriebes blieben die Punktwettkämpfe von länger anhaltenden Komplettabsagen wegen Schnee und Eis verschont. Zwar mussten in den Jahren seit Bestehen der Ligen hin und wieder ganze Spieltage wegen Schneefall oder Eisglätte abgesagt und verlegt werden, über die Zeit betrachtet verlief der Boßelbetrieb nahezu unbeeinträchtigt vom Winterwetter. In der Saison 1978/79 traf es die Boßler hingegen hart. Wer erinnert sich nicht noch der "Schneekatastrophe" vom Jahreswechsel 1978/79 als gar aus dem Süden der Republik Schneefräsen und sonstig geeignetes Räummaterial in den hohen Norden transportiert wurden, um die Schneemassen zu dieser Zeit in den Griff zu bekommen. Bis in den Februar 1979 hinein war an eine Fortsetzung des Boßelspielbetriebes nicht zu denken und der Spielleiter kippte die Saison mangels Nachholtermine. In drei Werfen auf neutraler Strecke in Tarbarg ermittelten die Vereine mit Schweinebrück ihren Landesmeister. Zur Saison 1978/79 wurden die parallelen Landesligen Nord-West und Süd/Ost zu einer Liga mit acht Vereinen zusammengeführt und unterhalb der Landesliga zwei Verbandsligen (Nord-West / Süd-Ost) eingerichtet. Am Ende der Spielzeit 1980/1981 sicherte sich Halsbek mit einem hauchdünnem Vorsprung den Landesmeistertitel. Punktgleich mit Verfolger Zetel-Osterende trennten am Ende ganze vier Schoet (!) die Kontrahenten mit dem glücklicheren Ende für Halsbek. Das es noch knapper zugehen kann bewies Halsbek erneut in der Saison 1988/89, als man punktgleich mit Schweinebrück gar nur mit einem (!) Schoet und dem knappsten Vorsprung aller Zeiten Landesmeister wurde. Schweinebrück hatte zuvor in der Saison 1984/85 bereits einmal über das Schoetverhältnis den Kürzeren gezogen, als man mit ganzen sieben Schoet am Saisonende gegenüber Meister Zetel-Osterende unterlag. Im Gegenzug darf Schweinebrück für sich in Anspruch nehmen, in der Saison 1992/93 den klarsten Vorsprung aller Zeiten mit elf (!) Punkten vor Verfolger Westerscheps erzielt zu haben. Den Meister der ersten Stunde, Zetel-Osterende, erwischte es in der Saison 1988/89 mit dem Abstieg aus der höchsten Spielklasse, nachdem man vier Jahre zuvor gar noch die Meisterschaft hatte einfahren können. Zur Saison 1989/90 wurden die vier Bezirksligen in zwei Bezirksligen und zwei darunter angesiedelten Bezirksklassen neu gegliedert.

Den Verbleib in der höchsten Spielklasse konnten sich von Beginn an über alle Jahre hinweg die Vereine Halsbek, Schweinebrück und Westerscheps sichern. Mit Halsbek (15), Schweinebrück (10), Zetel-Osterende (2) und Spohle (1) gelang nur vier der 114 Vereine im KLV der Griff nach der Meisterkrone. Die höchste Spielklasse war auch geprägt vom Kommen und Gehen der Vereine am Tabellenende. Das stete Auf- und Ab zwischen Landesliga und Verbandsligen bestimmte das Geschehen und nur selten gelang es einem Verein, nach dem Aufstieg in die Landesliga Zeichen zu setzen und die Etablierten zu düpieren. Gegen den Trend präsentierte sich einzig Spohle, das nach dem Einzug in die Landesliga zur Saison 2001/2002 sofort den Vize-Titel kassierte und in der folgenden Saison 2002/2003 den Meistertitel einfuhr. Den Gegenpart dazu bildet in der jüngeren Geschichte Streek-Hohenberge, das zur Saison 1999/2000 in die Landessliga einzog, am Ende der Saison wichtige Spieler an Spohle verlor und dann über die folgenden drei Spielzeiten über Verbandsliga, Bezirksliga und Bezirksklasse in die Kreisliga abstieg.

Im Laufe der Jahre seit Aufnahme des Ligenspielbetriebes drängten auch die Frauen auf Einrichtung eines Punktspielbetriebes. Zur Saison 1983/84 war es dann soweit. Beginnend mit zwei parallelen Verbandsligen starteten die Frauen in den Punktspielbetrieb. Bredehorn (Nord-West) und Streek-Hohenberge (Süd-Ost) stellten die ersten Titelträger und ermittelten mit Bredehorn den Landesmeister. Bereits zur Saison 1985/86 wird oberhalb der beiden Verbandsligen eine Landesliga eingerichtet, die wiederum Bredehorn für sich entscheidet. Mit der Saison 1987/88 beginnt die große Zeit des Serienmeister Reitland mit dem ersten Titelgewinn. Von den bislang vergebenen 20 Titeln konnten die Reitländerinnen mit zwölf Titeln den Löwenanteil für sich entscheiden vor Bredehorn (4), Schweinebrück (3) und Halsbek (1). Halsbek sorgte mit dem Titelgewinn 2001/2002 gemeinsam mit den Männern für ein Novum, konnte doch Halsbek als bislang einziger Verein in einer Saison Frauen- und Männertitel gewinnen. Zur Saison 1988/89 werden die beiden Verbandsligen unterhalb der Landesliga zu einer Verbandsliga und zwei darunter angesiedelten Bezirksliga zusammen geführt.

Im Laufe der nahezu drei Jahrzehnten Boßelligenspielbetrieb hat die Entscheidung der Kreisboßelobmänner im Jahr 1974 Jahr für Jahr Bestätigung zur Aufnahme des Punktspielbetriebes gefunden. Der Boßelligenspielbetrieb ist fester Bestandteil in der Jahresterminplanung aller Aktiven und aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Alle Jahre hindurch waren die Spielpaarungen geprägt von Fairness und Sportlichkeit. Selten nur musste das Sportgericht abschließende Urteile über Sieger und Verlierer fällen - auch ein Indiz für den Umgang der Boßler im Miteinander. Siege und Niederlagen bestimmen wie in allen anderen Sportarten auch über Sein und Nichtsein. Überraschungen und Kurioses, wie zum Beispiel das höchste Ergebnis, das je im KLV-Ligenspielbetrieb mit dem 49:0-Sieg von Kreuzmoor gegen Langebrügge (Verbandsliga 1984/85) erzielt wurde, sind das Salz in der Suppe. Das i-Tüpfelchen am Saisonende ist dann der Gewinn der höchsten Krone, dem FKV-Verbandstitel im Straßenboßeln. Dies gelang in den drei Jahrzehnten mit Halsbek (Männer/4x - Frauen/1x), Schweinebrück (Männer/ 2x) und Reitland (Frauen/1x) bislang nur drei Vereinen. Zu mächtig präsentieren sich Jahr für Jahr die Meister aus dem Landesklootschießerverband Ostfriesland (LKV) den Oldenburg-Meistern.