Die Schlacht bei Hartwarden 1514

Vorgeschichte - frei nach Klaus Dede „Butjadingen“:

Willehad (Anm: gest. 789 in Blexen) bekehrte die Friesen zum Christentum und verleibte damit das Gebiet dem fränkischen Reiche ein. ... Unter dem nominellen Dach des Kaiserreiches entwickelte sich eine friesische Verfassung: Das ganze Küstengebiet von der Rheinmündung bis zur Weser war gegliedert in die sieben Seelande; eines davon war der Gau Rüstringen, ... An der Spitze eines solchen Gaus stand ein Ausschuss von 16 Ratsmännern oder Asegen ..., die die Befugnisse einer Regierung und eines Gerichts in sich vereinigten. Über diesen Asegen stand nur noch die Versammlung der sieben Seelande am Upstallsboom bei Aurich - einmal im Jahr -, der höchsten gesetzgebenden Autorität Frieslands ... Während die Überfälle der Wikinger nachließen, ergab sich eine neue Gefahr: die See stieg höher und höher - daraus ergab sich das Friesische Deichrecht. Von der Julianenflut am 17. Februar 1164 bis zur Antoniusflut vom 16.1.1511 reihte sich eine Katastrophe an die andere. - Sie warfen das Land wirtschaftlich zurück, teilten und verkleinerten es. Am 23.11.1334 wurde Butjadingen, am 16.1.1362 Stadland zur Insel. Die alte Verfassung der Friesen ging unter - an die Stelle der Asegen traten kleine Dorffürsten. Als dann im Laufe des 14. Jahrhunderts sich die einheimischen Häuptlinge mit den Likedeelern (Seeräubern u.a. Klaus Störtebecker) verbündeten, waren die Hansestädte wegen der Gefahr für ihren Handel herausgefordert. Unter Aufbietung aller Kräfte wurden die Seeräuber geschlagen und ab 1401 bis 1424 Butjadingen zur Unterwerfung gezwungen, die Friedeburg 1407 gebaut. Ab 1424 bis 1499 lebt die Friesische Freiheit noch einmal auf. 1499 eroberte der Oldenburger Graf Johann Butjadingen. Ein Aufstand der Friesen war im Jahr 1500 zunächst erfolgreich.

 

Jahr für Jahr kämpfen die Oldenburger Kreisverbände mit der Klootkugel um das "Hartwarden-Schild" - als Erinnerung an die Schlacht zu Hartwarden. 

Foto: Gerold Meischen

Hans Dirks:“Bei Hartwarden ging die Freiheit verloren“ - Niedersachsen Heft 6/1997:

... Dazu hatte Graf Johann noch nicht die bittere Niederlage verwunden, die ihm 1500 zugefügt worden war. Er hielt nach Bundesgenossen Ausschau und fand sie in Herzog Heinrich von Braunschweig, in dessen Söhnen Heinrich und Franz - letzterer war zugleich Bischof von Minden - in dem Herzog Erich von Kalenberg, Herzog Heinrich von Lüneburg und anderen Mitstreitern, die sich mit ihren Truppen um Weihnachten 1513 vor Bremen versammelten. Insgesamt um die 20 000 Bewaffnete sollen sich unter dem Kommando des kriegserfahrenen Braunschweigers Heinrich, ... , vereinigt haben. .... Daß es nun ernst wurde, ging natürlich besonders den Bremern auf. Und weil sie sich offenbar zur Seite gedrängt fühlten, schickte der Rat von Bremen in letzter Stunde mit Einwilligung des Erzbischofs den Bürgermeister Meimer von Borke mit dem Versprechen zu den bedrohten Friesen, den Zug nach Norden abzuwenden, wenn sich Butjadingen und das Stadland der Herrschaft Bremens und des Erzstiftes unterstellen wolle. Nach zweimaliger Beratung wurde das Anerbieten mit einer trotzigen Antwort abgelehnt. So formierte sich der Heerzug in drei Scharen, um Mitte Januar dank der völlig vereisten Weser mit schweren Geschützen stromabwärts zu ziehen. Die starke Eisdecke ließ härteste Belastungen zu. Die feste Kirche zu Golzwarden kam schnell in den Besitz der vereinigten Fürsten, nach einiger Gegenwehr auch das Gotteshaus zu Rodenkirchen. Es war zuvor von braunschweigischer Artillerie sturmreif geschossen worden. Einen Kilometer weiter nördlich hatten die Friesen an der Hartwarder Landwehr ihre Verteidigungsstellung eingerichtet. Es war ein von Eis gefertigter Uferwall - die Schollen aus dem Eis des Hartwarder Tiefs waren am Nordufer des Hartwarder Tiefs hoch aufgetürmt und mit Wasser übergossen worden. Es war unmöglich, dieses Werk im Frontalangriff zu knacken. Also verlegte sich Heerführer Heinrich auf das Verhandeln. Es brachte ihm jedoch nur noch die Antwort ein, daß man lieber sterben wolle, als sich von den Vögten der Fürsten schinden zu lassen. Noch zögerte der Braunschweiger mit dem Befehl zum Sturm, als sich ein Verräter zeigte: Gerke Ubbesen, der sich erbot, den feindlichen Truppen den Umweg über das Schweier Moor in den Rücken der abwehrbereiten friesischen Mannschaften zu zeigen. ... Nach heftiger Gegenwehr, 700 von ihnen waren erschlagen worden, waren die Truppen (Anm: die Friesen) gezwungen, den Rückzug anzutreten. An diesem 21. Januar 1514 war über die Freiheit der Friesen zu ihren Ungunsten entschieden worden. Zwar sammelten sie sich noch einmal in der Langwarder Burmeide zu einer letzten Schlacht. Noch einmal gab es hohe Opfer - das Schicksal der endgültigen Niederlage und das Ende der Freiheit ließen sich nicht mehr abwenden.

 

Ergebnis und Folgen

... nach Hans Dirks:

In der Kirche zu Esenshamm diktierten die Sieger ihre Bedingungen. Das Land wurde ausgeraubt, geplündert und „gänzlich verdorben“, wie wir aus der geschichtlichen Chronik wissen. Erst 1530 durften Flüchtlinge und Verbannte in die nunmehr geknechtete Heimat zurückkehren. Die friesische Freiheit aber war endgültig dahin.

... nach Klaus Dede:

Sie richteten sich unter der neuen Herrschaft ganz gut ein, die einstmals freien Friesen. Johann V. schuf eine feste Landverbindung zu seinem neuen Gebiet, indem er das Lockfleth, einen Weserarm zum Jadebusen, durchdeichte, und er baute überdies eine Festung, nämlich Ovelgönne, ... aber auch: ... Auch Anton I., der mit harter Hand regierte und das Land nach Kräften auspowerte, brauchte den friesischen Morgenstern (Waffe) nicht mehr zu fürchten - und trotzdem musste er gegen Ende seiner Regierung einen Kompromiss mit den unterdrückten Bauern schließen, ... (siehe 1568) aus seiner Zeittafel: (1514) ... Damit beginnt die Landgewinnung an Jadebusen und Weser. (1531) Während der Reformation werden die Kirchen vom Landesherrn rücksichtslos ausgeraubt, die Pfarrländereien eingezogen und die bisherigen Pfarrer vertrieben. Niedergang der Landesverwaltung. (1568) Ovelgönner Vergleich. Die Bauern zwingen den Grafen Anton I. zu Zugeständnissen. Sie werden vom Nachfolger im Jahre 1575 in Ovelgönne (für Stadland) und Mitteldeich (für Butjadingen) im wesentlichen wiederholt.