© / Quelle: Ute Draschba/ 08.03.2003 mit einem Kommentar von Hein Kloot
FKV-Jahreshauptversammlung:
Überragende Mehrheit der Ostfriesen und
Oldenburger für einheitliche Richtlinien von Ute Draschba
Wittmund. Mit einer überragenden
Mehrheit wurden die neuen Wettkampfbestimmungen für das Boßeln von den 102
anwesenden stimmberechtigten Delegierten auf der
Jahreshauptversammlung des Friesischen Klootschießerverbandes am Freitag
Abend (07.03.2003) in der Wittmunder Stadthalle verabschiedet. Mit 77
Stimmen waren Ostfriesen und Oldenburger sich einig darüber, dass ab der
Saison 2004/2005 die Gruppenstärke in allen Altersklassen von fünf auf
vier Werfer reduziert wird und im gesamten Ligenspielbetrieb die
Wettkämpfe als Streckenwerfen mit einer Wende- und Zielmarkierung
ausgetragen werden. Auf ostfriesischer Seite wird dann auch nicht mehr das
Ausfallen bei einem Schoet praktiziert. Sichtliche Erleichterung bei dem
Vorsitzenden Jardo Tapper nach diesem eindeutigen Abstimmungsergebnis.
"Damit hat das Wittmunder Gespräch vom November und die Reformfähigkeit
des Friesischen Klootschießerverbandes seine Glaubwürdigkeit behalten", so
Jardo Tapper. Der Friesische Klootschießerverband ist auf dem richtigen
Weg bescheinigten die vielen Ehrengäste. "Sich um das Überlieferte unserer
Vorfahren kümmern, ohne altmodisch zu sein", stellte Helmut Collmann, der
Präsident der Ostfriesischen Landschaft in seinen Grußworten fest, "da
gehen die Ostfriesische Landschaft und der Friesische Klootschießerverband
einen gemeinsamen Weg". Bei solch spannenden Themen harrten neben Helmut
Collmann die interessierten Ehrengäste wie Johannes Waldau,
stellvertretender Bürgermeister, Lüke Behrens, stellvertretender Landrat,
Burkhard Reimann und Alfred Hellmers vom Sportbund sowie der Hauptsponsor
Kurt Leffers und der Ehrenvorsitzende Johann Ihnen bis in die späten
Abendstunden aus. In seinem Ausblick auf das weitere Friesensportgeschehen
ging Jardo Tapper vor allem darauf ein, dass sich Boßeler und
Klootschießer als Sportler verstehen und dies vor allem den jungen
Führungskräften in unserem Verband ein großes Anliegen ist. "Wir müssen
das Wohl unserer Sportler im Auge behalten", so Tapper. Ein "Highlight"
wird dabei die Boßel Euro 2004 in Westerstede sein, wo vom 20. bis 23. Mai
2004 das internationale Kräftemessen zwischen Iren, Italienern,
Niederländern und Schleswig-Holsteinern sowie den FKV-Aktiven im
Straßenboßeln mit der Eisenkugel, im Feldkampf mit der Hollandkugel und im
Standkampf mit der Klootkugel stattfindet. Großes Gehör fand dann die Präsentation eines möglichen FKV-Internetauftrittes durch den Oldenburger Gerold Meischen. "Jetzt sind die Kreisverbände gefordert, uns ihre Internet-Fachleute für einen Medienarbeitskreis auf FKV-Ebene zu benennen", appellierte Meischen an die dreizehn Kreisverbände. Gerold Meischen realisierte bereits mit großem Erfolg den Internetauftritt für den Klootschießerlandesverband Oldenburg unter "www.klv-oldenburg.de".
von Hein Kloot
Der Friesische Klootschießerverband e.V. feierte seine Geburtsstunde im Jahre 1902. Der Verband ist die Dachorganisation aller niedersächsischen Klootschießer und Boßeler. So sieht er sich und so stellt er sich auch dar. Kennstück des Verbandes sind die beiden Landesverbände Ostfriesland (gegründet 1947) und Oldenburg (gegründet 1951).
Die vergangenen Jahrzehnte waren geprägt von sportlichen Höhepunkten im Vergleich der Mannschaften und Aktiven aus beiden Verbänden. Diese Vergleiche waren und sind "das Salz in der Suppe" - so soll es auch sein. Die Gründung des FKV im Jahre 1902 hatte das Ziel, alle Klootschießer und Boßler in der Region unter einem Dach zu vereinen. In der Theorie war es auch so - im Leben aber nicht immer so ganz. Es herrschte und herrscht Rivalität zwischen den "Oldenburgern und Ostfriesen". Rivalität im Sport soll und muss sein - der Feldkampf lebt davon -; im Miteinander geht es auch anders. Wenn es dann mal so richtig zur Sache ging, dann waren schnell die Fronten verhärtet. "De dor in Oostfreesland ..." und "de dor in Ollnborg" konnten dann plötzlich keinen gemeinsamen Nenner finden und gönnten dem Anderen "nich dat Schwarte unnern Fingernoogel"; im Zweifel waren sowieso immer "de dor bi'n FKV" schuld. Paradebeispiel für die selbstgetreue Haltung der Oldenburger und Ostfriesen ist, das es in 100 Jahren FKV nicht gelang, gemeinsame Regeln für den Boßelsport, dem heutigen Herzstück unseres Friesensportes, zu finden. Was in 100 Jahren nicht gelang, vollbrachten Oldenburger und Ostfriesen in einem nicht für möglich gehaltenen gemeinsamen Kraftakt urplötzlich binnen gut drei Monaten. In dieser Zeit erarbeiteten Oldenburger und Ostfriesen ein gemeinsam verbindliches Regelwerk und beschlossen es flugs. Nun sind sie auch im Regelwerk endlich vereint. Die Regeln sind noch nicht ganz rund - hier und da wird die Zukunft noch den Feinschliff bringen müssen. Die neuen gemeinsamen Regeln setzen einen Meilenstein im Miteinander. Es mag einige geben, die sich als "Sieger" fühlen und andere, die sich als "Verlierer" sehen. Dies ist aber unerheblich, denn im Vordergrund steht allein der Fortbestand unseres Sportes. Es allen Friesensportlern gerecht zu machen kann nicht das Ziel einer Gemeinschaft sein. Jeder Einzelne muss sich der gemeinsamen Entscheidung unterordnen - das ist auch der Sinn einer Gemeinschaft. Oldenburger und Ostfriesen sind nun auf einem gemeinsamen Weg. Jetzt gilt es, an dieser Gemeinsamkeit weiter zu arbeiten und auch in anderen Bereichen einheitliche Regelungen zu finden. Es gibt noch viel zu tun, um Klootschießen, Mehrkampf und Feldkampf eine angemessene Position zu geben. Wichtig wird auch sein, diejenigen, die sich mit dieser Einheitlichkeit noch nicht so recht anfreunden können, wieder "ins Boot zu holen". Der Weg hin zu den einheitlichen Boßelrichtlinien hat einige bemerkenswerte Erkenntnisse gebracht. Als der FKV die "Wittmunder-Gespräche" (ehemals "Dangaster-Gespräche") ins Leben rief, mag mancher "Meinungsmacher" gedacht haben, das da wohl nicht so viel bei rauskommen würde und hat erst mal Mitstreiter aus den eigenen Reihen vorgeschickt. Das die Delegierten in den "Wittmunder-Gesprächen" dann aber gleich Leitanträge und Empfehlungen an den FKV-Vorstand richten, der diese umgehend weiterleitet an die Arbeitsausschüsse und daraus eine fertige Richtlinie entwickeln lässt, das hat dann wohl doch überrascht. Nun war "Holland in Not" - zur Wahrung der eigenen Standpunkte, die man ja mangels Teilnahme an den "Wittmunder-Gesprächen" nicht kundgetan hatte, galt es nun, Schwachpunkte zu finden und zu verbreiten, um die neuen Richtlinien zu stoppen. Da wurden wohl in einigen Kreisen die zu den "Wittmunder-Gesprächen" entsandte und das gemeinschaftliche Ergebnis tragende Delegierte heftig zurückgepfiffen und mit "Meinungsmacher"-Meinung wieder auf den Weg geschickt, doch nun endlich dafür zu sorgen, das alles wieder in den alten Zustand zurück gesetzt werde. Es ist der Besonnenheit der Delegierten in der FKV-Vertreterversammlung zu verdanken, das derlei Ungemach sich nicht durchsetzen durfte. Wäre es den Meinungsmachern gelungen, nachträglich die "Wittmunder-Gespräche" zur Farce verkommen zu lassen, wäre wohl zukünftig kaum noch jemand zu einer Mitarbeit in derlei Runden ehrenamtlich bereit gewesen. Durch die überwältigende Zustimmung der Delegierten in der FKV-Vertreterversammlung ist den Teilnehmern an den "Wittmunder-Gesprächen" eine Bestätigung für ihr verantwortliches Tun gegeben worden. Die so geschaffene Basis für die "Wittmunder-Gespräche" gibt Zuversicht für ein verantwortliches Miteinander für die Zukunft. - man muss es nur wollen. Gespannt sein darf man dabei auch auf die nächste Gesprächsrunde - welche Delegierten werden wohl anzutreffen sein. Vielleicht finden wir dann ja auch wieder Mitstreiter für ehrenamtliche Aufgaben im FKV, in den Landesverbänden oder Kreisen. Mehr als 42.000 Mitglieder bilden den FKV - es gelang dennoch nicht, vakante Positionen im FKV-Vorstand aus diesem Heer von Friesensportlern neu zu besetzen. Vielleicht fällt die Entscheidung zur Mitarbeit leichter, wenn unterstellt werden darf, das Entscheidungen nicht nur mehrheitliche Zustimmung sondern auch festen Rückhalt finden und gewählte "Vorreiter" nicht wie "Hansel" allein dastehen müssen.
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