© / Quelle: Wesermarsch-Zeitung (NWZ) vom 11.05.2002

Alles passt bei „Best of Kloot“ in Burhave
Festakt beim erneuerten Dunkhase-Denkmal im Ortskern

Festumzug durch das Dorf zum Strandbad
Das erneuerte Denkmal soll jetzt viel besser zur Geltung kommen.

In Burhave gingen Elitewerfer aus acht Verbänden an den Start.

Von Horst Lohe

Burhave. „Alles passt! Ich bin sehr zufrieden.“ Auf diese Formel brachte gestern Jardo Tapper, der Vorsitzende des Friesischen Klootschießerverbandes (FKV), sein Lob an den ausrichtenden Kreisverband Butjadingen für das internationale Klootschießerfest „Best of Kloot“ im Seebad Burhave. Bei strahlendem Sonnenschein boten gestern im Strandbadgelände anlässlich des 100-jährigen Bestehens des FKV mehr als 60 Elitewerfer aus Irland, den Niederlanden, der Schweiz, Spanien, Italien, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und vom FKV ansprechenden Heimatsport der Spitzenklasse (siehe auch Sport und Regionales). Zum Auftakt des Festes begrüßten gestern am frühen Vormittag Kreisvorsitzender Karl-Heinz Husmann und Bürgermeister Rolf Blumenberg die Gäste am neuen Standort des renovierten Hinrich Dunkhase-Denkmals in der Ortsmitte von Burhave. Der Männergesangverein „Eintracht“ Burhave sang „Heilig Heimatland“, das Oldenburg-Lied und zum Abschluss dieses Festaktes, an dem insgesamt etwa 300 Menschen teilnahmen, „Hurra Butjarland“. Unter den Gästen war auch Bundestagsabgeordneter Holger Ortel (SPD). Der Bürgermeister hieß die ausländischen Gäste in ihrer Heimatsprache willkommen. In plattdeutscher Sprache verwies er auf den historischen Platz. Im Haus auf diesem Grundstück habe Hinrich Dunkhase (1857 bis 1905) gewohnt. (Der Burhaver Dunkhase hat vor 100 Jahren gemeinsam mit Gerhard Gerdes aus Ostochtersum die Gründung des FKV initiiert. Es handelt sich um die Dachorganisation von heute mehr als 40 000 Klootschießern und Boßelern im Oldenburger Land und in Ostfriesland.) Auf der gegenüber liegenden Straßenseite habe, berichtete Blumenberg, Dunkhase als Molkereidirektor gearbeitet. Aufgrund einer Erkrankung, die er sich bei einem Kloot-Feldkampf zugezogen habe, sei Dunkhase im Alter von erst 47 Jahren gestorben – drei Jahre nach Gründung des FKV. Das Denkmal mit einem Findling aus dem Urstromtal der Weser sei 1932 – 30 Jahre nach Gründung des FKV – vor dem Wohnhaus aufgebaut worden. 1987 sei es umgesetzt worden. Jetzt habe es zum zweiten Mal einen neuen Standort erhalten, weil ein Bauvorhaben geplant sei (Seniorenzentrum) und weil das Denkmal so viel besser zur Geltung komme. Blumenberg dankte Jan Dunkhase (einer der Urgroßenkel des FKV-Gründers) für die erfolgreiche Umsetzung. Der Bürgermeister dankte zudem dem Kreisverband Butjadingen unter Vorsitz von Karl-Heinz Husmann, der das Fest „vorbildlich vorbereitet und sich damit für höhere Aufgaben qualifiziert hat.“ Anschließend überreichte Blumenberg dem FKV-Vorsitzenden Jardo Tapper das, so Blumenberg, kostbarste Geschenk zum Verbandsjubiläum: das erste Protokollbuch (1902 bis 1921) und das handgeschriebene Gründungsprotokoll. Tapper dankte Blumenberg im Namen aller mehr als 40 000 Mitglieder des FKV. Erinnernd an die beiden Gründungsväter Dunkhase und Gerdes rief er aus: „Euer Lebenswerk lebt und läuft.“ Zwei Jugendwerfer des Klootschießer- und Boßelvereins Burhave, Annika Poerschke und Marcel Willms, enthüllten die neue Bronzetafel beim Denkmal. Walter Vollmerding aus Tettens, der erfolgreichste Klootschießer Butjadingens, und Fritz Folkents aus Esens, verdienter Klootschießer aus dem Landesverband Ostfriesland, legten einen Kranz nieder. Ein farbenfroher Festumzug , angeführt von der Showband Rastede, führte dann zum Festplatzgelände am

Strand, wo der Präsident des Landessportbundes Niedersachsen, Professor Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, die Wettbewerbe eröffnete.

© / Quelle: Ostfriesen-Zeitung vom 10.05.2002

 

 

Friesen wehrten mit Kloot die Römer ab
Klootschießer-Verband feiert 100-jähriges Bestehen

lu Wittmund. Mehr als drei Stunden musste Ex-Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (kleines Foto) gestern Abend warten, bis er ans Rednerpult durfte. Der SPD-Politiker ist Ehrenmitglied des Friesischen Klootschießer-Verbandes (FKV) und nahm an der Feier zum 100-jährigen Bestehen des FKV teil. Rund 400 geladene Gäste harrten stundenlang in der stickigen Wittmunder Stadthalle aus und hörten ein Grußwort nach dem anderen. Echte Stimmung kam auf, als internationale Gäste die Bühne betraten. Boßler und Klootschießer aus Italien, Spanien, Irland, Holland und der Schweiz waren gekommen, um mitzufeiern und heute beim internationalen Klootschießerfest in Burhave (Landkreis Wesermarsch) um den Weltrekord im Klootschießen zu wetteifern. Der Friesensport ist wesentlich älter als der FKV. Wann und wo der erste Wurf getan wurde, sei nicht überliefert, sagte der FKV-Vorsitzende Jardo Tapper. Es sei wahrscheinlich vor etwa 2 000 Jahren geschehen. Die Friesen wehrten sich mit dem Kloot gegen die Römer. Das alles erfuhren die Gäste auch in einer Sketchparade: Der Auricher Lehrer Johann Müller, der vom Unterricht freigestellt ist, um Boßeln als Schulsport zu etablieren, führte mit Kindern und Jugendlichen des Klootschießer- und Boßelvereins Schirumer Leegmoor eine umjubelte Zeitreise durch die Kloot-Geschichte auf.

 

Eigener Bericht:  Jubiläumsfeier "100 Jahre FKV"

09. Mai 2002

 

100 Jahre Friesischer Klootschießerverband
Prof. Umbach: "Sie finden immer wieder Talente, die sie zu Meistern machen"
Über 600 Gäste bei dem Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten
Von Ute Draschba

Wittmund. "Ich habe Hochachtung vor den Sportarten Klootschießen und Boßeln", offenbarte am Donnerstag Nachmittag in der Stadthalle in Wittmund  Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, der Präsident des Landessportbundes Niedersachen. Als Schirmherr des 100jährigen Jubiläums des Friesischen Klootschießerverbandes hob Umbach vor allem die Jugend- und Nachwuchsarbeit hervor: "Boßeler und Klootschießer finden in ihren Reihen immer wieder Talente, die sie zu Meistern machen". "Über 600 Gäste erleben hier heute einen Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten, der Friesensportgeschichte schreiben wird", stellte der Festredner Karl-Heinz Funke fest. Funke ging vor allem auf die regionale Bedeutung des Klootschießen und Boßelns ein. Der Bundesminister a.D. legte dabei großen Wert auf den Begriff "Heimatsport": "Denn Heimat ist mehr. Heimat ist das zuhause. Wo man Land und Leute kennt. Wo man sich verbunden fühl." Über vier Stunden leitete der Vorsitzende des Friesischen Klootschießerverbandes, Jardo Tapper, das Festpgrogramm. Sichtlich gerührt war der Verbandschef von der "Zeitreise durch die FKV Geschichte", die Johann Müller mit  Mädchen und Jungen vom KBV Schirumer Leegmoor  vorführte. Dabei sprach zu guter letzt die 4jährige Inka mit eindringlichen Worten:"Ich bin die Zukunft, wie viele andere Jungen und Mädchen die boßeln und klootschießen". Jetzt heißt es für die Aktiven des Friesischen Klootschießerverbandes an den folgenden Tagen, im sportlichen Wettkampf  auf internationaler Ebene gegen die Iren, Niederländer, Schweizer und Italiener zu bestehen. Und zwar im Klootschießen (Freitag in Burhave) und im Boßeln mit der Eisenkugel (Samstag in Negenmeerten). Aus Deutschland sind neben dem Friesischen Klootschießerverband auch Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen vertreten. Erstmals beobachtet eine spanische Delegation die Wettkämpfe.

Foto:  Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, Präsident Landessportbund Niedersachsen


 

© / Quelle: Anzeiger für Harlingerland vom 10.05.2002

Europas Boßeler feiern Jubiläum

100 Jahre Friesischer Klootschießerverband: Fest mit internationalem Flair

-jkj- Wittmund. Um 20.51 Uhr ertönte gestern der letzte Ton der Hymne des Landesverbands Oldenburg - und damit ging er zu Ende, der Festakt zum 100-jährigen Jubiläum des Friesischen Klootschießerverbands (FKV). Fast vier Stunden lang hörten über 400 Gäste etliche Grußworte von Gratulanten. Dabei herrschte internationales Flair: Nicht nur auf Plattdeutsch, der FKV-Amtssprache, erklangen feierliche Worte, sondern auch auf Englisch, Italienisch und Spanisch.

Denn: In Ostfriesland und Oldenburg hat das Boßeln und Klootschießen zwar die meisten Anhänger - der FKV besteht aus weit über 40 000 Mitgliedern - doch auch in Irland, den Niederlanden, Italien und Spanien fliegt der Kloot. Während der FKV zu den Iren, Niederländern und Italienern schon seit längerem in engem Austausch steht, freute sich Verbandschef Jardo Tapper besonders über die spanischen und schweizerischen Delegationen, die erstmals beim FKV zu Besuch waren. Ihre Wertschätzung für den FKV sprach unter anderem Marianne Helms vom Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte in Hoya dem Klootschießerverband aus, das Institut überreichte eine Auszeichnung für besondere Traditions- und Brauchtumspflege - übrigens zum allerersten Mal. Höhepunkt des Mammut-Festaktes: Die amüsante Zeitreise durch die Geschichte des Friesensport, die mit viel Musik und Humor von "Boßel-Missionar" Johann Müller und Kindern vom KBV Schirumer Leegmoor präsentiert wurde. Festredner der Jubiläumsveranstaltung war der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke, der in seiner Festrede den Werteverfall bei Jugendlichen ("Graffitis sind keine Kunst, sondern kriminell!") beklagte und den FKV für seine vorbildliche Jugendarbeit lobte. geht weiter: Heute steht in Burhave (Butjadingen) "Best of Kloot" auf dem Programm, morgen werden die besten Straßenboßeler im ostfriesischen Negenmeerten ermittelt. Bei beiden Veranstaltungen wird die internationale Elite an den Start gehen.

© / Quelle:   Ostfriesen-Zeitung vom 08.05.2002

„Best of Kloot“ zum Jubiläum

FKV feiert Jubiläum in Wittmund, Burhave und Negenmeerten

Ostfriesland/Butjadingen. Der Friesensport ist längst international. Deshalb hat der Friesische Klootschießerverband (FKV) zum Jubiläum nicht nur heimische Klootschießer und Boßler, sondern auch Sportler aus der Schweiz, aus Holland, Irland, Nordirland, Italien und Spanien eingeladen. Die offizielle Feier beginnt morgen, 9. Mai, um 17 Uhr in der Wittmunder Stadthalle „Residenz“ Zu den rund 800 geladenen Gästen spricht der frühere Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke. Der Dangaster ist Ehrenmitglied beim FKV. Am Freitag, 10. Mai, gehen die Feiern mit dem „Best of Kloot“ in Burhave in Butjadingen weiter. Um 9 Uhr wird ein Kranz am Denkmal des FKV-Gründers Hinrich Dunkhase niedergelegt. Um 10 Uhr eröffnet Professor Wolf-Rüdiger Umbach, Präsident des Landessportbunds Niedersachsen, das internationale Klootschießerfest. Ab 10. 10 Uhr gibt es einen Feldkampf mit Hollandkugel am Deichgelände in der Nähe der Strandhalle. Ab 14 Uhr wird außerdem ein Standkampf mit dem Friesenkloot ausgetragen. Um 18 Uhr steigt ein Weltrekordversuch der Männer im Klootschießen. Der gültige Weltrekord des Norders Stefan Albarus liegt bei 106, 50 Metern. Am Sonnabend, 11. Mai, beginnt um 9. 15 Uhr in Negenmeerten am Denkmal von Gerhard Gerdes ein Festakt mit Kranzniederlegung. Um 10 Uhr eröffnet Professor Wolf-Rüdiger Umbach die Jubiläumsfeiern in Negenmeerten. Um 10. 10 Uhr fangen die Jubiläumsmasters im Boßeln an. Die internationalen Boßelwettkämpfe der Frauen und Männer werden im K.o.-System ausgetragen. An beiden Tagen gibt es ein buntes Rahmenprogramm sowie Zelte und Bewirtungsstände. Zum Rahmenprogramm gehört auch der Boßelwettkampf der Vorstände mit FKV-Landesverbands- und Kreismannschaften am Sonntag, 12. Mai, ab 11 Uhr in Negenmeerten.

Verband bringt Friesensportlern Frieden

Der Friesische Klootschießer-Verband existiert seit 100 Jahren

Dachverband der Klootschießer und Boßler hat 42 600 Mitglieder

Vor der Gründung des FKV sind Raufereien zwischen Oldenburgern und Ostfriesen nicht selten.

esd Ostfriesland. Mit einer Anzeige in der „Butjadinger Zeitung“ fängt alles an. Ein so genanntes „Fest-Comitee“ ruft alle Klootschießer in Ostfriesland dazu auf, „mobil to maken to ´n friedlich-ernsten Wettkampf in´t Klootscheeten gegen de Sleswig-Holsteener“. Hunderte folgen am 25. Mai 1902 dem Aufruf zum Auswahlwerfen. Am selben Tag gründet sich der Friesische Klootschießer-Verband (FKV) im Hotel „Butjadinger Hof“ in Burhave. Hinrich Dunkhase aus Burhave in Butjadingen, der erste Vorsitzende des FKV, ist schon vor der Gründung rastlos darum bemüht, alle Friesensportler zwischen Weser und Ems zu einem Verband zu vereinigen. Nur mit vereinten Kräften kann man, so seine Überzeugung, gegen die Boßler aus Schleswig-Holstein bestehen. Die haben sich bereits 1884 zu einem Verband zusammengeschlossen. Zu Beginn dient der FKV auch der Disziplinierung. Zwischen den Klootschießern aus Oldenburg und Ostfriesland sind Raufereien nicht selten. „Rivalität gibt es heute kaum noch. Man kennt sich zu gut“, meint der gegenwärtige FKV-Hauptgeschäftsführer Reinhold Krey. Neben Hinrich Dunkhase ist Gerhard Gerdes aus Ostochtersum, Gemeinde Holtriem, die treibende Kraft bei der Verbandsgründung. Der „König von Holtriem“ übernimmt zunächst das Amt des stellvertretenden Schriftführers. Am 9. November 1925 wird er Verbandsvorsitzender. Ostfriesland siegt beim ersten Feldkampf. Wie groß das Interesse am urwüchsigen „Heimatspiel der Friesen“ zu dieser Zeit ist, zeigt sich beim ersten Feldkampf zwischen Butjadingen und Ostfriesland. 2 000 Käkler und Mäkler feuern am 26. Februar 1901 in Hohenberge bei Varel die Werfer an. Die Wettkampfbedingungen sind alles andere als ideal. Das Tauwetter hat gerade eingesetzt. Während die Butjadinger vom Bock anlaufen, benutzen die ostfriesischen Werfer eine Anlaufmatte aus Stroh. Am Ende siegt Ostfriesland mit zweieinhalb Schöt und nimmt die Siegprämie von 1 000 Mark mit nach Hause. Revanche für die schmachvolle Niederlage nehmen die Butjadinger beim zweiten Feldkampf am 6. und 7. Januar 1904. 7 000 Zuschauer kommen diesmal nach Hohenberge. Tausende reisen mit dem Fahrrad an. Der Kampf zieht sich über zwei Tage hin : bis heute ein einmaliges Ereignis. Wegen des Ersten Weltkriegs gibt es zwischen 1912 und 1922 keine Feldkämpfe. Nach einer langen Zeit der Abstinenz finden sich am 23. Januar 1922 10 00 Käkler und Mäkler zum Feldkampf in Diekmannshausen in Butjadingen ein. Zwei Jahre später pilgern sogar 20 000 Friesensport-Enthusiasten nach Jever. Zweiter Weltkrieg verhindert Revanche. Ein ganz besonderer Tag in der 100-jährigen Geschichte des FKV ist der 28. Januar 1937. Nach acht Auseinandersetzungen zwischen Butjadingen/Stadland und Ostfriesland kommt es in Hohenberge zum ersten Feldkampf zwischen Oldenburg und Ostfriesland. Unter den 8 000 Zuschauern sind auch viele Uniformierte mit Hakenkreuzfahnen und Armbinden. Bei klirrender Kälte siegen die Ostfriesen mit vier Meter Vorsprung. Die Möglichkeit zur Revanche bekommen die Oldenburger erst elf Jahre später : nach dem Zweiten Weltkrieg. 22 Feldkämpfe hat der FKV bis heute ausgerichtet. Die bislang letzte Begegnung am 21. Februar 2001 in Jever können die Ostfriesen mit sieben Meter Vorsprung für sich entscheiden. Heute ist die Klootkugel längst nicht mehr das einzige Gerät der Friesensportler. „Mit dem Ausbau des Straßennetzes ist das Boßeln immer wichtiger geworden“, sagt Reinhold Krey. Dennoch gilt der Feldkampf im Klootschießen immer noch als bedeutendstes Ereignis. 42 600 Mitglieder hat die Dachorganisation der Friesensportler aus Oldenburg und Ostfriesland im Jubiläumsjahr. 1955 waren es gerade mal 9 000. „Das Boßeln ist ein ernsthafter Sport“, stellt der Hauptgeschäftsführer klar. Dass die Medien sich auf die Boßler und Klootschießer stürzen, freut ihn. Aber ein wenig ärgerlich findet Krey die einseitige Berichterstattung. „Wir werden oft ins Lächerliche gezogen oder beim Saufen gezeigt. Das ist nicht in Ordnung.“

 

© / Quelle:   Nord-West-Zeitung/Regionales vom 08.05.2002

In Burhave zurück zu den Wurzeln

Klootschießerverband feiert drei Tage lang 100-jähriges Bestehen – Angriff auf Weltrekord
Die sportlichen Wettkämpfe finden in Burhave und im ostfriesischen Holtriem statt.

Mit internationaler Beteiligung wird „Heimatsport der Spitzenklasse“ geboten.

hs  Burhave. Mit einem „würdigen Fest“ unter internationaler Beteiligung und mit dem zeitgemäßen Motto „Best of Kloot“ will der Friesische Klootschießerverband (FKV) am Donnerstag, Freitag und Sonnabend das 100-jährige Bestehen feiern. Am Freitag ist Burhave in der Gemeinde Butjadingen Ort des Geschehens – dort, wo der FKV am 25. Mai 1902 gegründet worden war und wo auch das Denkmal des Gründers Hinrich Dunkhase steht. Der Verband erwartet Tausende von Zuschauern und Aktiven, darunter viele nationale und internationale Top-Athleten. Den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen beginnen morgen mit einem Festkommers für 600 geladene Gäste in der Stadthalle Wittmund; Festredner ist Ex-Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke. „Best of Kloot“ beginnt dann am Freitag in Burhave, wo der Verband gegen 9 Uhr am Gründerdenkmal eine neue Bronzetafel enthüllen will. Anschließend ziehen die Abordnungen und Vereine zum Wettkampfgelände direkt am Strand, wo Professor Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, Präsident des Niedersächischen Sportbundes, gegen 10 Uhr die Wettkämpfe eröffnen wird. Für den Vormittag ist ein Feldkampf mit der Hollandkugel angesetzt, für den Nachmittag ein Standkampf mit der Klootkugel. Zum Abschluss dieser Wettkämpfe wollen die Finalisten einen Angriff auf den Klootschießer-Weltrekord des amtierenden Europameisters Stefan Albarus aus Norden wagen; er liegt bei 106,20 Metern. Zwischen den Kämpfen, gegen 13 Uhr, gibt es einen weiteren Höhepunkt: ein „historisches Klootschießen“, zu dem Butjadingens Bürgermeister Rolf Blumenberg seine Amtskollegen aus Weser-Ems gebeten hat, wie zu Gründerzeiten in „langer Unnerbux“. Mit einem „Danz achtern Diek“ kingt der erste Festtag im Festzelt aus. Am Sonnabend setzt der FKV sein Sportprogramm in Negenmeerten in der ostfriesischen Samtgemeinde Holtriem mit internationalen Boßelwettkämpfen fort. Top-Athleten der Männer und Frauen gehen an den Start und kämpfen bis gegen 17 Uhr in zwei Runden um den „Jubiläumsmaster 2000“. Der FKV erwartet Delegationen aus Spanien, Italien, Holland, Irland und der Schweiz, aber auch aus den Nachbarregionen Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen – nach Ansicht des Organisationsteams um Karl-Heinz-Husmann, Volker Dunkhase, Rolf Blumenberg, Ernst Ulrich Rach, Bernd Helmerichs und Jan Dunkhase die Grundlage für „Heimatsport der Spitzenklasse“. Bei den Wettkämpfen in Burhave sorgt das Katasteramt Brake für eine Besonderheit: Seine Mitarbeiter werden die Wurfweiten erstmals mit Hilfe eines so genannten „elektrooptischen Tachymeters“ ausmessen, das der herkömmlichen Weitenmessung in Schnelligkeit und Genauigkeit deutlich überlegen sein soll. Der Friesische Klootschießerverband ist der Dachverband für 42 000 Friesensportler in den Landesverbänden Oldenburg und Ostfriesland mit 13 Kreisverbänden und 262 Vereinen. Einzelheiten zur Geschichte des Verbandes und des Klootschießens sind in einer Ausstellung unter dem Titel „Vom Heimatspiel zum Wettkampfsport“ zu sehen, die von Donnerstag bis Sonntag im „Haus des Gastes“ in Burhave gezeigt wird.